Thema: Ausbildung - Interview Jennifer Freitag

 

„Wir müssen heute auf die jungen Leute zugehen“

Angesichts der aktuellen Situation am Fachkräftemarkt rückt das Thema Ausbildung wieder verstärkt in den Fokus der Unternehmen. Auch die Finanzierungsbranche muss sich darüber Gedanken machen. Der Bundesverband Factoring für den Mittelstand (BFM) geht hier mit einer Initiative voran. Wir sprachen mit Jennifer Freitag, sie ist Ausbilderin und Leiterin des jungen Arbeitskreises Ausbildung im BFM.

Frau Freitag, Sie haben eine Initiative zum Thema Ausbildung im Factoring gestartet – wie kam es dazu?

Das Ganze war so anfangs gar nicht geplant: Als mein Unternehmen 2019 Ausbildungsbetrieb werden wollte, hatten sich meine Vorgesetzten mich in der Rolle der Ausbilderin gewünscht. Ich war angesichts der neuen Aufgabe durchaus skeptisch. Aber mein Ansatz ist es in so einer Situation, Verbündete zu suchen. Durch unsere Mitgliedschaft im BFM war schnell Kontakt zu anderen Factoring-Unternehmen hergestellt. So kam alles ins Rollen. Ich war eigentlich nur auf der Suche nach etwas Unterstützung, Wissen und Erfahrungsaustausch. Dass sich daraus eine so lebhafte Initiative entwickeln würde, war mir nicht klar.

Die Ideensammlung und Planung für die Initiative findet in einem eigenen Arbeitskreis statt – könnten Sie den etwas näher beschreiben?

Bei unserem ersten, lockeren Treffen ging es zunächst noch um ganz allgemeine Fragen: Wer hat schon wie viele Auszubildende erfolgreich begleitet? Welche Erfahrungen haben die Kollegen in der Abstimmung mit den Schulen gemacht? Schnell kamen wir aber auch auf die Herausforderungen zu sprechen, die die Factoring-Unternehmen heute beim Thema Ausbildung haben. Daraus wurden erste lose Ideen und Lösungsansätze geboren. Mittlerweile treffen sich unsere Mitglieder drei- bis viermal im Jahr und arbeiten meist an einem ganz konkreten Projekt.

Und welche Maßnahmen haben Sie bereits entwickelt, gibt es schon Ergebnisse?

Ja, eine der Maßnahmen ist etwa die eigene Landingpage – www.factoring-ausbildung.de  –, die sich ganz dem Thema Ausbildung widmet und gezielt junge Leute anspricht. Dafür haben wir zum Beispiel ein Video unter dem Motto „Was ist für dich Factoring“ produziert. Zudem erarbeiten wir gerade einen Leitfaden, der andere Factoring-Unternehmen ermuntern und ihnen dabei helfen soll, sich mit dem Thema Ausbildung zu befassen. Und letztlich ist auch unser Auszubildenden-Austausch als Idee in unserem Arbeitskreis entstanden. 

Können Sie diesen Azubi-Austausch etwas näher beschreiben?

Gerne. Hier tauschen die teilnehmenden Betriebe für eine Woche während der Ferienzeit ihre Auszubildenden untereinander aus. Die Azubis gehen also auf Reise und lernen so ein anderes Factoring-Unternehmen kennen. Das läuft als Ringtausch ab, unsere Auszubildende ging dieses Jahr beispielsweise für eine Woche nach Oldenburg. Dafür kam später ein Azubi aus Leipzig zu uns nach Hamburg. Wichtig ist uns bei der Aktion, dass sich die Azubis selbst organisieren: Wir Ausbilder planen alles zwar grob vor und stehen als Ansprechpartner immer zur Verfügung, aber um konkrete Dinge wie Zugfahrt oder Unterkunft kümmern sich die Jugendlichen selbst. Außerdem schlüpft jeder einmal in die Rolle des Gastes und die des Gastgebers. Unsere eigene Auszubildende hat also den Aufenthalt des Leipziger Azubis mitgeplant und ihn die ganze Woche über begleitet.

Und wie wurde der Austausch angenommen?

Richtig gut! Die Auszubildenden sind zwar anfangs super aufgeregt: Sie fahren in eine neue Stadt, lernen viele neue Leute kennen und müssen beim Organisieren immer wieder über sich hinauswachsen. Aber diese Erfahrung lässt sie richtiggehend wachsen. Wir haben das Gefühl, unsere jungen Leute sind drei Zentimeter größer, wenn sie zurückkommen. Und auch die Unternehmen sind begeistert von der Aktion; viele sagen, dass sie genau den Nerv der Zeit trifft. Das zeigt sich auch an der Teilnehmerzahl: 2022 sind wir zu dritt in den ersten Auszubildenden-Austausch gegangen; in diesem Jahr haben sich bereits fünf Factoring-Unternehmen beteiligt. Und ich hoffe, dass wir noch weiter wachsen werden.

Wie stehen Sie persönlich zum Thema Ausbildung und Nachwuchssuche im Factoring?

Als der erste Azubi zu uns kam, habe ich schnell gemerkt, wie viel Freude es mir bereitet, diesen jungen Menschen zu begleiten und in seiner Entwicklung zu beobachten. Und als Unternehmen brauchen wir in der Factoring-Branche natürlich dringend Nachwuchs. Dafür reicht es einfach nicht mehr aus, Stellenausschreibungen herauszugeben und dann läuft alles von selbst. Wir müssen heute viel aktiver sein und direkt auf die nächste Generation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zugehen. So können wir zeigen, welche Möglichkeiten Factoring bietet und es bei den jungen Menschen als Ausbildungsbranche bekannter machen.

Welche Schritte planen Sie dazu mit Ihrer Initiative in Zukunft?

Zum einen wollen wir, wie erwähnt, unseren Azubi-Austausch in den nächsten Jahren kontinuierlich ausbauen. Darüber hinaus werden wir unsere Ausbildungs-Website stetig weiterentwickeln und für Jugendliche noch zugänglicher und interessanter gestalten. Grundsätzlich beschäftigen wir uns im BFM neben der dualen Ausbildung auch mit dem Thema duales Studium und der Frage: Wie können wir unsere Branche attraktiv präsentieren – wie die vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten kommunizieren? Um mögliche Interessentinnen und Interessenten künftig noch direkter anzusprechen, werden wir auch in die Schulen gehen und uns vorstellen. Dann werden wir Maßnahmen wie unser Video im Gepäck haben. Damit können wir den jungen Menschen zeigen, wie lebendig und spannend die Arbeit in der Factoring-Branche ist.

 

Mehr Informationen:

www.bundesverband-factoring.de/verband/arbeitskreise/arbeitskreis-ausbildung

www.factoring-ausbildung.de


Kontakt:

Jennifer Freitag

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