Factoring Glosar
Factoring von A-Z
Wissenswertes rund um das Thema Forderungsverkauf und -management
A
Abtretung
Abtretung ist die Übertragung einer Forderung von einem Gläubiger an einen neuen Gläubiger (dem Abtretungsempfänger). Die Abtretung von Forderungen erfolgt im Factoring nach Maßgabe des Factoring-Vertrages zwischen dem Factoring-Kunden und dem Factor.
Abtretungsverbot
Grundsätzlich sind Forderungen im Wege der Abtretung übertragbar. Allerdings kann dies durch Vereinbarungen zwischen dem Gläubiger und dem Schuldner ausgeschlossen werden. In Deutschland ist im Factoring aufgrund der Regelung in § 354a HGB eine Abtretung dennoch grundsätzlich wirksam, wenn das Rechtsgeschäft für beide Parteien ein Handelsgeschäft darstellt.
Abtretungsvermerk
Der Factoring-Kunde liefert seine Waren oder erbringt seine Dienstleistungen an seine Debitoren und stellt dafür Rechnungen, die im offenen Factoring eine Abtretungsanzeige über die Abtretung der Forderung zugunsten des Factors beinhalten und den Debitor verpflichten, auf das vom Factor angegebene Konto zu zahlen. Diese Anzeige erfolgt nicht im stillen Factoring.
Andienungspflicht
Im Factoring-Vertrag verpflichtet sich der Factoring-Kunde gegenüber dem Factor, sämtliche zukünftig entstehenden Forderungen aus Lieferung und Leistung gegen seine Debitoren – oder auch nur bestimmte benannte Forderungen (Ausschnitts-Factoring) – dem Factor zum Ankauf anzudienen.
Ausfallrisiko
Risiko des teilweisen oder vollständigen Forderungsverlusts wegen der Zahlungsunfähigkeit eines Abnehmers (Debitors). Der Factor übernimmt im echten Factoring das Ausfallrisiko zu hundert Prozent regresslos.
Außenstände
Unbezahlte Rechnungen, die den Liquiditätsstatus belasten.
B
BaFin
Factoring gehört zum Katalog der nach dem Kreditwesengesetz erlaubnispflichtigen Finanzdienstleistungen § 1 Abs. 1a Satz 2 Nr. 9 KWG. Die BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) ist zuständig für die Erteilung einer Erlaubnis und für die Beaufsichtigung von Factoring-Gesellschaften.
BFM Bundesverband Factoring für den Mittelstand e.V.
Der BFM ist die Interessenvertretung und Kommunikationsplattform für das mittelständische Factoring in Deutschland. Zweck der Verbandsarbeit ist es, über Factoring und seine Wirksamkeit zu informieren, zudem bestmögliche Rahmenbedingungen mitzugestalten.
Bonität
Kreditwürdigkeit von Geschäftspartnern. Die laufende Bonitätsprüfung der Debitoren gehört zum Service des Factors.
Branchen
Nahezu jede Branche ist für Factoring geeignet.
Bundesbank
Bei der Aufsicht über Kredit- und Finanzdienstleistungsinstitute arbeitet die BaFin mit der Deutschen Bundesbank zusammen. Daher sind Factoring-Gesellschaften in Deutschland gegenüber der Deutschen Bundesbank berichtspflichtig.
D
Debitor
Debitor meint den Schuldner einer Forderung. Im Factoring wird der Begriff für den Abnehmer des Factoring-Kunden verwendet.
Debitorenbuchhaltung
Kundenbuchhaltung: Die Überwachung und Buchung der Zahlungseingänge werden im Rahmen des Factoring-Vertrages vom Factor übernommen.
Debitorenlimit
Das Limit ist der Höchstbetrag, bis zu dem der Factor das Ausfallrisiko für den Debitor übernimmt. Die Beurteilung des Limits erfolgt nach bank- und kreditversicherungsüblichen Kriterien.
Debitorenmanagement
Umfasst Debitorenbuchhaltung, regelmäßige Bonitätsprüfung, Mahnwesen und Inkasso. Für die Unternehmen ist das Debitorenmanagement häufig mit erheblichem Zeit- und Personalaufwand verbunden. Die Entlastung durch Übernahme des Debitorenmanagements gehört zum Serviceangebot des Factors.
Delkredere
Haftung des Factors für teilweisen oder vollständigen Forderungsverlust durch Zahlungsunfähigkeit eines Abnehmers. Die Zahlungsunfähigkeit gilt nach einer festgelegten Frist ohne besonderen Nachweis als eingetreten, wenn der Abnehmer nicht gezahlt und keine Einwände gegen seine Zahlungspflicht erhoben hat.
F
Factoring
Unter Factoring versteht man den Kauf von Geldforderungen aus abgeschlossenen Warenlieferungen und Dienstleistungen. Factoring dient der kurzfristigen Umsatzfinanzierung und dem hundertprozentigen Schutz vor Forderungsausfällen. Zum Factoring gehört ein effizientes Debitorenmanagement.
Factoring-Entgelt
Preis für die Vorfinanzierung der Forderung, die Übernahme des Ausfallrisikos und des Debitorenmanagements durch den Factor. Er richtet sich nach Risiko, Arbeitsaufwand sowie Volumen und liegt meist im Skontobereich.
Factoring-Gesellschaft (Factor)
Anbieter der komplexen Finanzdienstleistung Factoring, zu der neben kurzfristiger Umsatzfinanzierung auch die Absicherung von Forderungsausfällen und in vielen Fällen die Übernahme des Debitorenmanagements gehören. Die in Deutschland tätigen Factoring-Gesellschaften bieten ihren Kunden eine Vielfalt bedarfsgerechter Factoring-Varianten an.
Factoring-Rahmen
Dies beinhaltet das individuelle Limit, bis zu dem der Factor Forderungen von einem Factoring-Kunden ankaufen kann.
Factoring-Kunde
Verkäufer einer Forderung an einen Factor.
Fintech
Finanztechnologie bzw. Fintech ist eine neue Finanzindustrie. Die Technologie wird verwendet, um Prozesse bei Finanztransaktionen zu digitalisieren und zu verändern. Fintechs bieten u.a. auch Produkte im Bereich Factoring an.
G
Geldwäsche
Geldwäsche bezeichnet das Verfahren zur Einschleusung illegal erwirtschafteten Geldes in den legalen Finanz- und Wirtschaftskreislauf. Da das zu "waschende" Geld aus illegalen Tätigkeiten wie Korruption, Bestechung, Raub, Erpressung, Drogenhandel, Waffenhandel oder Steuerhinterziehung stammt, soll dessen Herkunft verschleiert werden.
Die Bekämpfung der Geldwäsche wird als wichtiges Element im Kampf gegen die organisierte Kriminalität auch in Verbindung mit Terrorismusfinanzierung betrachtet. Sie prägt auch die Arbeitsprozesse einer Factoring-Gesellschaft.
K
Kreditversicherung / Warenkreditversicherung
Auch der Abschluss einer Kreditversicherung dient dazu, sich vor Ausfallrisiken zu schützen. Im Unterschied zum Factor übernimmt die Versicherung das Risiko nicht zu hundert Prozent. Prämien für eine Kreditversicherung kann der Factoring-Kunde bei der Zusammenarbeit mit einem Factor einsparen.
L
Liquidität
Wird vom Factor bereitgestellt: betriebswirtschaftliche Grundbedingung für einen soliden geschäftlichen Erfolg, ist häufig durch hohe Außenstände gefährdet.
M
Mahnwesen
Teil des Debitorenmanagements, das bei den meisten Factoring-Varianten auf dem Factor übertragen wird.
MaRisk
Die Mindestanforderung an das Risikomanagement (BA), abgekürzt MaRisk (BA), sind Verwaltungsanweisungen, die durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) für die Ausgestaltung des Risikomanagements in deutschen Kreditinstituten und Finanzdienstleistungsinstituten veröffentlicht wurden. BA steht für Bankenaufsicht.
Die Einhaltung der MaRisk wird vom Abschlussprüfer im Rahmen der Jahresabschlussprüfung geprüft.
N
Nutzen des Factorings
Verbesserte Liquidität durch Abbau der Außenstände, Einsparungen beim Einkauf durch Skonti und Rabatte, hundertprozentige Sicherheit vor Zahlungsausfällen, Kostenersparnis für das Debitorenmanagement, laufende Bonitätskontrolle der Debitoren, Wegfall der Kosten für eine Kreditversicherung, zusätzlich Verbesserung der Bilanzstruktur.
O
Outsourcing
Auslagerung einzelner Betriebsfunktionen an spezialisierte Dienstleister, dadurch Rationalisierungseffekt. Factoring ermöglicht das Outsourcing des kosten- und personalintensiven Debitorenmanagements.
R
Rabatte
Bringen Kostenersparnis beim Einkauf, lassen sich in der Regel durch Barzahlung erzielen. Vorteilhafte Einkaufskonditionen sind ohne ausreichende Liquidität kaum möglich.
Risikoübernahme
Siehe auch Delkredere. Wichtige Leistung im Rahmen des Factorings: Der Factor übernimmt bei echtem Factoring im Gegensatz zur Warenkreditversicherung das Risiko des Ausfalls der Forderung zu hundert Prozent regresslos. Er trägt also das volle Ausfallrisiko bei Insolvenz des Abnehmers (Delkrederefall).
S
Service des Factors
Umfasst auf Wunsch das gesamte Debitorenmanagement und weitere Teilleistungen, z. B. Informationen über das Zahlungsverhalten der Debitoren.
Sicherheitseinbehalt
Dient dem Factor zum Ausgleich von Rabatten, Skonti oder eventuellen Mängeleinreden durch Debitoren, welche die Verität der abgetretenen Forderung betreffen.
Silo-Prinzip
Factoring ist der revolvierende Ankauf von Forderungen eines Factoring-Kunden gegen dessen Debitoren im Rahmen eingeräumter Debitorenlimite. Wenn ein auf einen Debitor gezeichnetes Limit ausgeschöpft ist, werden weitere Forderungen gegen diesen Debitor erst wieder ankaufsfähig, wenn ein Teil der angekauften Forderung beglichen wurde. Die neu angedienten Forderungen rücken dann wie in einem Silo in den frei gewordenen Finanzierungsrahmen nach.
V
Varianten des Factorings
Echtes und unechtes Factoring, Full-Service- und Inhouse-Factoring, offenes und stilles Factoring, Reverse-Factoring, Fälligkeits-Factoring
Veritätshaftung
Der Verkäufer der Forderung, also der Factoring-Kunde, haftet dem Factor gegenüber für den rechtlichen Bestand der Forderung, also dafür, dass die verkaufte Forderung tatsächlich besteht.
W
Wachstumsfinanzierung
Factoring ist eine Form umsatzkongruenter Finanzierung, das heißt, dass bei steigenden Umsätzen und Wachstum im Rahmen der Limite auch die anzukaufenden Forderungsvolumina steigen können. Factoring finanziert so das Unternehmenswachstum.
Z
Zahlungsziele
Zahlreiche Unternehmen räumen ihren Kunden großzügige Zahlungsziele ein und schaffen sich dadurch einen Wettbewerbsvorteil. Für sie eignet sich Factoring besonders.