Laut der Halbjahresumfrage des Bundesverbands Factoring für den Mittelstand e. V. (BFM) wächst die Branche weiter. Die Erhebung unter den Mitgliedern zu den Geschäftserwartungen 2024/25 hat zudem großes Potenzial im Neukundenbereich offengelegt. Factoring wird angesichts des aktuell schwierigen Finanzierungsklimas für Unternehmen zunehmend zur Alternative. Als ihre wichtigste Aufgabe sehen die Anbieter die Digitalisierung; die Refinanzierung des Factoring-Wachstums sieht die Branche als gesichert an.
(Berlin, 17.09.2024) Der Wachstumskurs der mittelständischen Factoringbranche setzt sich auch im ersten Halbjahr 2024 fort. Laut der Mitgliederumfrage des BFM lag das mittlere Wachstum bei etwa neun Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Vor allem im Bereich des Neukundengeschäfts geht die Branche zu über drei Vierteln von einem Wachstum aus: „Fast 78 Prozent unserer Umfrageteilnehmer erwarten ein wachsendes Neukundengeschäft. Das ist der höchste Wert seit über sechs Jahren; zuletzt lag er in der Jahresendumfrage 2017 in einem derartigen Bereich. Das veranschlagte Neugeschäft wird nach Ansicht unserer Mitglieder dabei auch operativ umgesetzt werden können“, erklärt Michael Ritter, Vorstandsvorsitzender des BFM.
Hingegen wird das Bestandskundengeschäft im Vergleich zu früheren Umfragen deutlich kritischer betrachtet und bei der Hälfte der Umfrageteilnehmer als rückläufig eingeordnet. Dies steht offensichtlich in Zusammenhang mit der Annahme von steigenden Insolvenzen durch fast drei Viertel der Umfrageteilnehmer. 59 Prozent der Factoring-Institute sehen eine zunehmende Anzahl von Kundeninsolvenzen, bei den Schuldnern werden von circa 60 Prozent steigende Insolvenzen erwartet.
Schwieriges Finanzierungsklima fordert Alternativen wie Factoring
Dass alternative Ansätze wie das Factoring, also der regelmäßige Forderungsverkauf, wichtiger werden, unterlegt auch eine kürzlich von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) herausgegebene Studie*. Nach dieser sehen nur 35 Prozent der Unternehmen den Kreditzugang aktuell als leicht an. Der für viele Betriebe erschwerte Zugang zur regulären Bankfinanzierung wirkt sich auch auf deren Entwicklungsfähigkeit, Zahlungsvermögen und auf ihr Zukunftspotenzial aus.
Beispielsweise wird dem Thema Nachhaltigkeit von mehr als der Hälfte der von der KfW-Befragten ein hoher oder sehr hoher Stellenwert beigemessen. 70 Prozent gaben an, dass dies durch Kundenanforderungen und die gesellschaftliche Verantwortung begründet sei. 60 Prozent der Umfrageteilnehmer führen allerdings auch die gesetzlichen Vorgaben als Grund an. Trotz der offensichtlichen Bedeutung des Themas, ist bei vielen Wirtschaftsunternehmen die Finanzierung entsprechender Maßnahmen häufig nicht gesichert. So wird das Fehlen der entsprechenden Mittel nach Ansicht von 45 Prozent der Befragten als entwicklungshemmend eingestuft. Dabei gibt es Lösungsansätze wie den Forderungsverkauf. „Laut KfW-Umfrage sehen bereits neun Prozent der Unternehmen Factoring als wichtige Alternative an. Hier erkennen wir ein deutliches Entwicklungspotenzial in den nächsten Jahren. Unser Verband und die Mitglieder werden deshalb ihre Bemühungen fortsetzen und unseren Finanzierungsansatz unter den mittelständischen Unternehmern noch bekannter machen“, sagt Ritter.
Insolvenzen und Digitalisierung – aktuelle Herausforderungen
Laut der Mitgliederumfrage des BFM erkennen rund 72 Prozent der Factoring-Anbieter in steigenden Insolvenzanmeldungen in den nächsten zwei Jahren eine der größten derzeitigen Herausforderungen. Die dringlichste Aufgabe wird von den Factoring-Gesellschaften allerdings in der Digitalisierung gesehen. 83 Prozent der Befragten verorten hier ihren Fokus – dieser Wert ist im Vergleich zur letzten Umfrage noch einmal um acht Prozent gestiegen. Damit einher geht das Thema Cybercrime. Darin sehen annähernd 67 Prozent ein Problem der nächsten Zeit.
Etwas Entspannung erwarten die Institute hingegen beim Thema Fachkräftemangel. Das zuletzt von über drei Vierteln der Umfrageteilnehmer als schwierig angesehene Thema, wird derzeit nur noch von rund 56 Prozent der Befragten als solches wahrgenommen. Ebenso viele sehen die verschärften aufsichtsrechtlichen Vorgaben als Herausforderung an. „Die geringsten Sorgen verbindet die überwältigende Mehrheit unserer Mitglieder mit der Refinanzierung des Factoring-Geschäfts und mit dem Einräumen von Limiten für Debitoren und Kunden. Fast 90 Prozent der Umfrageteilnehmer sehen keine Schwierigkeiten für die Finanzierung des Bestandsgeschäfts, für das erwartete Wachstum und auch nicht bei dessen Absicherung durch Warenkreditversicherungen“, so Ritter.
* Quelle: https://www.kfw.de/%C3%9Cber-die-KfW/KfW-Research/Unternehmensbefragung.html
Über den BFM
Der Bundesverband Factoring für den Mittelstand (BFM) ist die zentrale Interessenvertretung mittelständischer Factoring-Gesellschaften in Deutschland. In dem Verband haben sich qualitätsorientierte, oft inhabergeführte Gesellschaften organisiert, die auf die Umsatzfinanzierung von kleinen und mittleren Unternehmen spezialisiert sind.
Weitere Informationen: https://www.bundesverband-factoring.de/
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